Der 36-jährige Dr. Philipp Ramin ist als Gründer und Geschäftsführer des Innovationszentrums für Industrie 4.0 erfolgreicher Unternehmer. Er sitzt bereits seit 2008 im Stadtrat und fungiert seit 2014 als Vorsitzender der achtköpfigen CSU-Fraktion. 2021 übernahm er auch den Ortsverbandsvorsitz von Wolfgang Kessner, seit der Kommunalwahl 2020 präsentiert er Neutraubling als aktiver 3. Bürgermeister. Viele Gründe für ein Interview.
Hallo Herr Ramin, Sie sind bereits mit 17 Jahren in die Junge Union eingetreten und seit 20 Jahren politisch sehr aktiv. Was treibt Sie weiterhin an? Damals war die Tragödie von 9/11 der letzte Auslöser, warum ich politisch aktiv werden wollte. Besonders auf kommunaler Ebene kann man vieles direkt mitgestalten und tatsächlich fassbare Veränderungen bewirken. Gerade in Neutraubling ist das weiterhin eine sehr reizvolle Aufgabe, da die Stadt sehr vielfältig ist und es große Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Da mittlerweile eher weniger Unternehmer in den Gemeindegremien sitzen, sehe ich es als eine wichtige Aufgabe an, die Vereinbarkeit von Wirtschaftsthemen mit anderen zentralen Bereichen wie Soziales oder Nachhaltigkeit in unserer Stadt in den Fokus zu rücken.
Wie sehen Sie Ihre Rolle neben Harald Stadler und Ulrich Brossmann als Dritter Bürgermeister? Das klappt wirklich gut, wir ziehen seit zwei Jahren an einem Strang. Voraussetzung für meine Wahl als dritter Bürgermeister war es, dass alle drei Bürgermeister inhaltlich zusammenarbeiten und sich die Themenbereiche ein Stück weit aufteilen. Dadurch, dass ich der jüngste Bürgermeister bin und recht viel in der Welt herumkomme, versuche ich diese Impulse in die Rathausarbeit mit einfließen zulassen.
So konnte auch die direkte ÖPNV-Anbindung Neutraublings an den Hochschulcampus und die Universitätsklinik Regensburg realisiert werden? Ja, das hatten sich viele Bürgerinnen und Bürger schon lange gewünscht. Nachdem es dann zunächst öfter einzeln als dringliche Bitte vorgebracht worden war, sind wir mehrfach mit GFN-Geschäftsführer Josef Weigl als Bürgermeister-Trio zusammengekommen. Wenn eine solche Delegation noch dazu fraktionsübergreifend ist, verleiht es einer politischen Forderung natürlich mehr Gewicht und damit größere Erfolgsaussichten.
Zurück zum Stadtrat: Wie kann sich Ihre Partei profilieren, wenn sich die Programme der Fraktionen bei größeren Themen weitgehend ähneln? Das ist richtig, oft unterscheiden sich die vorgegebenen Ziele nur in Nuancen – aber sie tun es. Deshalb ist es entscheidend, ob und wie einem die tatsächliche Umsetzung zugetraut wird. Wir wollen durch Aktivitäten und Themen überzeugen, die nahe an der Realität der Bürger sind. Dazu gehören Veranstaltungen für Familien wie unser Ostereier-Suchen im Haidpark, zu dem heuer etwa 180 Familien zusammenkamen. Unsere Müllsammel-Aktion Rama Dama setzte kürzlich ein konkretes Zeichen für aktiven Umweltschutz.
Sie sind Mitglied des Finanz- und Verwaltungsausschusses: Wie bleibt Neutraubling langfristig wirtschaftlich stark? Grundsätzlich gilt: Wir müssen mit weniger Geld auskommen. Da der Personalaufwand jedoch steigt, muss man die Ressourcen kreativ und klug einsetzen, die Stadtverwaltung quasi als moderner Manager führen. Für innovative Unternehmens-Ansiedlungen gilt es, Neutraubling noch attraktiver für zukunftsträchtige Branchen zu machen und die notwendigen Strukturen hierfür zu schaffen.
Stichwort Digitalisierung: Wie beurteilen Sie die konkrete Entwicklung in der Neutraublinger Verwaltung? Das ist natürlich eines meiner Hauptthemen und ich bin froh, dass Bürgermeister Stadler mich mit diesem Thema beauftragt hat. Seit eineinhalb Jahren setzt nun ein engagiertes Rathaus-Team ein Konzept um, das wir gemeinsam erarbeitet haben. Mittlerweile gibt es viele Bürger-Services online und derzeit führen wir ein komplett neues IT-System für die Verwaltung ein. Für neue Ideen braucht es meist Impulse von außen und man muss dicke Bretter bohren. Als Vorbild macht man schrittweise die Vorteile für Bürger und Mitarbeiter erlebbar. In der öffentlichen Verwaltung kämpft man zusätzlich oft mit ungeahnten bürokratischen Hürden, aber wir kommen gut voran.
Als Unternehmer sind Sie seit April 2014 stellvertretender Geschäftsführer des Münchner Kreises? Das ist ein sogenannter Think tank, wo viele renommierte Firmen und namhafte Professoren Mitglied sind. Der gemeinnützige Verein gibt Orientierung zur digitalen Transformation, er begleitet international den aktiven Diskurs zwischen Kompetenzträgern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Diese Ausrichtung passt perfekt zu den Themen und dem Know-how meines Unternehmens.
Neuerdings sitzen Sie im Aufsichtsrat der BarthHaas Group, Weltmarktführer für die Verarbeitung und den Handel von Hopfen und Hopfenprodukten. Ja, das stimmt und diese Aufgabe ist eine große Freude und Herausforderung zugleich. BarthHaas gibt es seit 1794 und es ist ein Familienunternehmen in 7. Generation. Wir haben als Aufsichtsrat wirklich eine aktive Kontroll- und Gestaltungsfunktion erhalten. Dadurch muss man sich intensiv mit der weltweiten Geschäftsentwicklung auseinandersetzen und vor allem zukünftige Trends rechtzeitig erkennen. Gerade durch die Craft Beer Entwicklung der letzten Jahre hat sich auf dem Markt viel verändert – gab es früher beispielsweise nur einige dutzend Hopfensorten, so sind mittlerweile mehr als 200 auf dem Markt.
Herr Ramin, vielen Dank für das Gespräch, wir wünschen alles Gute für Sie als Ortsverbands- und Fraktionsvorsitzender sowie als 3. Bürgermeister!