Seit Anfang 2021 führt Irene Dullinger die Sparkasse Regensburg als Vorstandsvorsitzende. Die regionale Bank-Institution feiert heuer ihr 200. Jubiläum. Da war es gleich doppelt sinnvoll, sich zum Interview zu verabreden:
Hallo Frau Dullinger, letzte Woche fand mit geladenen Gästen der offizielle Festakt „200 Jahre Sparkasse Regensburg“ statt. Wie haben Sie diese Feier erlebt?Wir empfanden es als große Wertschätzung, dass Ministerpräsident Dr. Markus Söder, aber auch der Präsident unseres Sparkassenverbandes Bayern Prof. Dr. Ulrich Reuter sowie unsere beiden Verwaltungsratsspitzen Landrätin Tanja Schweiger und Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer unseren Festakt mit Reden bereichert haben. Genauso habe ich mich aber auch über jeden Gast gefreut, der sich die Zeit genommen hat, gemeinsam mit uns zu feiern. Denn es ist ein besonderes Jahr für uns. Als fünfte Sparkasse in Bayern gegründet, haben wir mit unserem beratungsintensiven Geschäftsmodell zwei Jahrhunderte mit zwei Weltkriegen, mehreren Währungsreformen und Finanzkrisen überstanden. Unser Dank gilt dabei vor allem unseren Kundinnen und Kunden. Denn ohne ihr Vertrauen und ihre Zufriedenheit wäre es nicht möglich gewesen, so lange am Markt zu bestehen.
Welche weiteren Jubiläumsaktionen gab es bislang und was ist noch geplant? Der Auftrag unserer Sparkasse zur Gründerzeit war, den weniger gut verdienenden Bevölkerungsschichten erstmals die Möglichkeit zu geben, kleinere Beträge anzulegen und so für Notzeiten vorzusorgen. Unser Jubiläum nehmen wir zum Anlass, um an unsere Geschichte zu erinnern und mit der ganzen Region unser aller Erfolg zu feiern. Neben unserem Festakt im Historischen Reichssaal möchten wir auch mit Jubiläumsprodukten und einer Sonderedition der Sparkassen-Card unseren Jubiläumsjahr begehen. Daneben soll auch mit Aktionen rund um Ausbildung wie zum Bespiel unserer Azubi-Filiale im Juni, sozialem Engagement und Kunst das besondere Jahr für alle erlebbar werden. Im Bereich Digitalisierung und Zukunft des Bankings haben wir zum Ende des Jahres eine große Messe geplant, in der wir neue technische Errungenschaften vorstellen möchten: Von einem Roboter, der Kundenwünsche bearbeiten kann bis hin zu einer App, die ein Algorithmus-gesteuertes Trading ausführt. Mit einem großen Mitarbeiterfest bedanken wir uns für den unermüdlichen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die unser nachhaltiger Geschäftserfolg nicht möglich gewesen wäre.
Kurzer Blick zurück: Nach ihrer Ausbildung bei der Sparkasse Moosburg an der Isar hatten Sie zunächst herausgehobene Funktionen bei den Sparkassen in München, Dingolfing-Landau und Garmisch-Partenkirchen, seit Juli 2003 waren Sie dann Vorstandsmitglied der Sparkasse Freising. Welches Umfeld hat Ihnen warum am besten gefallen?
Ich habe mit einer bankfachlichen Ausbildung begonnen und dann hat sich alles schrittweise ergeben. Jede Tätigkeit war mit spannenden Aufgabenfeldern verbunden, ich konnte in viele verschiedene Abteilungen und Bereiche Einblick gewinnen. Rückblickend bin ich sehr dankbar über jede Tätigkeit und Funktion und die damit verbundene Erfahrung, die sich dadurch ergeben hat. Zu all diesen Ort verbinden mich noch heute viele positive Erinnerungen.
Nun sind Sie knapp eineinhalb Jahre an der Spitze der Sparkasse Regensburg. Was hatte Sie zu dem Wechsel bewogen?Ich hatte 17 gute, erfolgreiche und interessante Jahre in Freising. Als sich aber diese Chance auf einen Wechsel an ein Haus wie in Regensburg aufgetan hat, war das einfach der logische nächste Schritt. Mit einer jährlichen Bilanzsumme von etwa 5 Milliarden Euro und rund 700 Mitarbeitern ist die Sparkasse Regensburg gut aufgestellt, die Region ist sehr attraktiv. Es passte einfach!
Worin sehen Sie die vordringlichste Aufgabe bei der Ausrichtung Ihres Bankhauses?Wir sind heute Marktführer in der Oberpfalz als Hausbank, als Anlage- und Wertpapier-Berater, im Finanzierungsbereich. Diese Position wollen wir weiter ausbauen und dabei intensiv die Kundenzufriedenheit in den Fokus rücken. Digitalisierung ist mir und meinen beiden Kollegen im Vorstand sehr wichtig. Der Kunde soll alle Kanäle nutzen können: persönlich, per Telefon, online, per Video. Wir sind bayernweit mit über 70 Prozent Konten im Online-Banking ganz vorn dabei und digital gut unterwegs. Zudem möchte ich Prozesse verschlanken und beschleunigen. Außerdem wird die Bewältigung des Klimawandels erhebliche Veränderungen der Real- und der Finanzwirtschaft mit sich bringen. Als Auswirkung der EU-weiten Taxonomie werden Banken zu einer Nachhaltigkeitsbetrachtung im Investitions- bzw. Kreditvergabeprozess verpflichtet. Gleichzeitig sehen wir auch immer mehr Kunden, die ihr Geld nachhaltig und in grüne Projekte anlegen wollen. Ich bin sicher, dahin geht die Zukunft, deshalb „Klima und Wandel und Zukunft“.
Niedrigzinsen, Inflation, Preisexplosionen wegen
Lieferengpässen und drohende Nahrungsmittelknappheit – was
wünschen Sie sich von Seiten der Politik?Es sind herausfordernde Zeiten. Diese werden uns bestimmt auch noch einige Zeit begleiten. Neben den genannten befinden wir uns auch noch immer in der Corona-Pandemie. Gerade in den vergangenen beiden Jahren konnten staatliche Förderprogramme und die expansive Geldpolitik der Notenbanken dazu beitragen, die wirtschaftliche Nachfrage zu stabilisieren. Mittlerweile trägt die enorme Nachfrage allerdings dazu bei, dass an vielen Stellen Lieferengpässe entstanden sind, die Rohstoffe sich verknappen und die Preise immer schneller steigen. Daher ist es wichtig, dass die Europäische Zentralbank die Zinswende einleitet und ihre Null- und Negativzinspolitik beendet. Zudem möchte ich die Transformation in der Fläche gerne ansprechen. Um diese zu bewältigen müssen wir in den Regionen Wirtschaft, Banken, Wissenschaft und die Zivilgesellschaft zusammenbringen. Deshalb dürfen die lokalen, kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie die entsprechenden kleinen und mittleren Banken nicht mit überzogenen administrativen Belastungen bei Berichts- und Compliance-Pflichten überzogen werden.
Als einziger Bankengruppe in Deutschland wurde den Sparkassen über die reine Finanzdienstleistung hinaus ein Auftrag für wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe mit in die Wiege gelegt? Ehrenamtliches Engagement hat eine große Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und bildet eine Stütze für jede Region. Die Sparkasse Regensburg fokussiert deshalb neben der Förderung von Sport, Sozialem und Kultur auch auf den Erhalt und das Wachstum der ökonomischen und ökologischen Grundlagen in Stadt und Landkreis. Als Bürgerinitiative gegründet, stärkt unsere Sparkasse Regensburg von Anfang an getreu dem Motto „Weil’s schon immer um mehr als Geld ging“. Gefördert werden soziale, gemeinwohlorientierte und gemeinnützige Projekte und Initiativen. Für die Menschen da zu sein – das gehört einfach zur DNA unserer Sparkasse.
Haben Sie sowohl unternehmerisch wie auch persönlich besondere Bände zu Neutraubling und sein direktes Einzugsgebiet?Mit Blick auf das Geschäftsgebiet unserer Sparkasse, rückt Neutraubling wegen seiner Wirtschaftskraft automatisch in den Fokus. Mittlerweile konnte ich auch einige hiesige Unternehmer bereits persönlich kennenlernen. Privat erkunde ich sehr gerne den Landkreis Regensburg, auch Neutraubling habe ich aufgrund des attraktiven Freizeitangebotes schon besucht.
Sie reisen leidenschaftlich gerne in ferne Länder. Welche Destination war bislang am beeindruckensten und welches Ziel steht nun nach der Pandemie als nächstes auf dem Zettel?Australien und Südafrika – beide Länder, die Kultur, die Menschen und vor allem die außergewöhnliche Landschaft haben mich sehr beeindruckt. Aber auch Reisen innerhalb Deutschlands beeindrucken mich sehr und sind immer lehrreich und abwechslungsreich. Vor allem die Corona-Pandemie hat verdeutlicht und bewusst gemacht, dass es auch bei uns in der Region viele schöne Orte gibt, so dass ich derzeit gar nicht unbedingt in die Ferne schweife.
Ihre Freizeit verbringen sie gerne mit der Familie und sportlich aktiv. Wo können Sie dies am besten kombinieren?Überall – wir sind sehr gerne gemeinsam unterwegs, ob beim Wandern, Schwimmen oder Skifahren. Wichtig dabei ist doch immer, dass man gemeinsam Zeit verbringt und die Natur genießen kann.
Ein Klassiker zum Schluss: der Anlegertipp des Monats?Eine gute Möglichkeit, um der Inflation entgegenzuwirken, ist es das Geld mit Chance auf Rendite zu investieren. Welche Geldanlage genau passt, hängt von der finanziellen Situation, den Lebensumständen und den Sparzielen ab. Daher raten wir immer zu einem ausführlichen Beratungsgespräch, um die passenden Produkte gemeinsam mit den Kunden zu erarbeiten. Was in gewissen Abständen sicherlich auch Sinn macht ist, alle bestehenden Versicherungen zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Frau Dullinger, vielen Dank für da Gespräch und weiterhin ein gutes Jubiläumsjahr!