Feiern nach einer 1:6-Heimspiel-Klatsche: Eishockey-Zweitligist Eisbären Regensburg bejubelte nach dem vorletzten Hauptrundenspiel Anfang März die Teilnahme an den Pre-Play-offs und damit auch den vorzeitigen Klassenerhalt. In den Pre-Play-offs unterlag man trotz großem Kampf dem Lokalrivalen EV Landshut, und so sprach NN mit dem derzeit leider verletzten Stürmer Erik Keresztury über die gelungene erste Saison im zweiten Eishockey-Oberhaus.
Hallo Herr Keresztury, Sie spielen schon Ihre fünfte Saison in Regensburg, ist dieser zeitige Klassenerhalt der bisher schönste Erfolg?
Erik Keresztury: Es ist natürlich ein sehr schöner Erfolg, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben. Aber aus sportlicher Sicht würde ich sagen, dass der Aufstieg letztes Jahr schon nochmal etwas mehr wert war. Klar war es unser Ziel, dass wir auch in der Zweiten Liga drin bleiben. Aber künftig werden wir uns eher an die Meisterschaft und den Aufstieg als an den Klassenerhalt erinnern.
Sie haben am 1. Saisonspieltag beim 3:0-Derby-Sieg gegen die Bayreuth Tigers in der Donau-Arena das erste DEL-2-Tor (2008 hieß es Zweite Liga) der Eisbären überhaupt erzielt?
Ich habe davon geträumt, mit Regensburg in dieser Liga zu spielen – und das war natürlich ein Traumstart. Ich habe alles gegeben, um gleich im ersten Spiel zu zeigen, was ich kann. Und nach einem Pass von Consti Ontl habe ich die Chance bekommen: Ich bin fast allein aufs Tor gelaufen. Das war ein sehr emotionaler Abend und ein schönes Gefühl.
Ende Januar zogen Sie sich eine schwere Oberkörperverletzung zu, wie geht es ihnen und wann scheint eine Rückkehr auf das Eis möglich?
Leider hat die Verletzung meine Saison frühzeitig beendet. Meine Schulter ist während des Spiels gegen Kassel rausgesprungen, dadurch ist meine vordere Kapsel und meine Bizepssehne abgerissen. Das musste operiert werden, sonst hätte ich vielleicht nie wieder spielen können. Es ist jetzt die sechste Woche nach der OP – und sechs Wochen habe ich noch vor mir. Wahrscheinlich kann ich dann Anfang Mai wieder aufs Eis gehen.
Die Eisbären waren 2022 bis Jahresende als Aufsteiger ja in einer fast konstanten Erfolgsspur bis Platz 6, dann folgte ein schwarzer Januar mit acht Niederlagen bei nur einem Sieg. Wie hat das Team wieder den Turnaround geschafft?
Wir hatten einen guten Start und lagen konstant zwischen Platz sechs und acht. Aber es ist ganz normal, dass man in einer Saison bessere und schlechtere Phasen hat – und natürlich will man die schlechteren so kurz wie möglich halten. Es ist schon frustrierend, wenn du eine Zeit lang immer wieder verlierst. Aber das darfst du nicht zu sehr an dich ranlassen. Und wir wussten: Wenn wir das Spielsystem befolgen und taktische Vorgaben einhalten, wird es auch irgendwann wieder mehr Glück und besseres Momentum.
In den Pre-Play-offs schieden die Eisbären nach zwei engen Spielen gegen Landshut aus? Was trauen Sie Ihren Eisbären in der zweiten DEL-2-Spielzeit zu?
Alle waren erleichtert, dass wir überhaupt in die Pre-Play-offs gekommen sind und nicht in der Abstiegsrunde ranmussten. Es war deutlich zu spüren, dass der letzte Druck dann ein bisschen weg war. Natürlich wollten wir dann Landshut auch schlagen. Ich denke, dass wir in beiden Partien sehr nah dran waren – aber der EVL hat eine sehr starke Mannschaft, eigentlich ein Play-off-Team, würde ich sagen. Letztendlich haben wir zwei sehr gute Spiele verloren, die wir genauso gut auch hätten gewinnen können, wenn es ein bisschen anders läuft. Jeder kann auf sich stolz sein, wir haben als Aufsteiger eine super Saison gespielt. Ich denke, wir können auch in den nächsten Jahren in die Pre-Play-offs kommen – oder sogar noch ein bisschen mehr schaffen.
In der Oberliga konnten Sie in vier Saisons über 100 Tore markieren, in der DEL 2 waren es heuer dann 7 – wo ist das größte Verbesserungspotential?
In der DEL 2 ist es schon eine ganz andere Nummer: Die Liga ist viel stärker als die Oberliga. Es ist viel, viel schwerer, gegen diese Top-Teams zu spielen und auch zu punkten. Du musst schneller sein, es wird viel mehr auf Körper gespielt und vor allem sind die Torhüter viel besser. Die Chancenverwertung muss in Zukunft definitiv besser werden, in der Zweiten Liga bekommst du viel weniger Tor-Möglichkeiten als noch in der Oberliga und musst diese nutzen, um viele Punkte zu holen. Da muss ich persönlich aber auch die ganze Mannschaft den Fokus darauf legen.
Wie gut kennen Sie das Heimatland Ihrer Eltern Ungarn, sind Sie regelmäßig dort?
Obwohl ich in Köln geboren bin, bin ich eigentlich halb in Budapest aufgewachsen. Ich war von 2000 bis 2011 – also ungefähr vom Kindergarten bis zur achten Klasse – dort und habe auch Eishockey gespielt. Seit 2011/2012 bin ich wirklich in Deutschland und spiele auch hier. Budapest ist meine Heimatstadt, dort kenne ich mich überall aus und bin zuhause. Während der Sommerpause bin ich viel in Ungarn, aber während der Saison haben wir ja zwischendurch nur wenige Tage frei, da lohnt sich die Fahrt nicht. Aber viele Familienmitglieder aus Ungarn besuchen uns zwei bis drei Mal im Jahr.
Trotz anderweitiger Angebote verlängerte Erfolgstrainer Max Kaltenhauser seinen Vertrag bis 2026. Was schätzen Sie besonders an der Zusammenarbeit, was läuft anderes als unter dem zunächst auch erfolgreichen Vorgänger Igor Pavlov?
Igor hatte die richtig altmodische, russische Schule: Sehr viel Training, kaum Pause, wenig taktische Vorbereitung oder Video-Analyse. Max macht es ganz anders: Er arbeitet viel mit uns zusammen und spricht viel mit uns. Er fragt uns, was wir über bestimmte Sachen denken, ob wir mit taktischen Vorgaben einverstanden sind oder was wir für Vorschläge haben. Natürlich gibt er auch viel vor – aber der Umgang mit uns ist viel offener und wenn wir sagen, dass etwas nicht funktioniert, versuchen wir gemeinsam eine Lösung zu finden. Er achtet auch viel mehr darauf, dass wir Spieler nicht überanstrengt werden. Vor jedem Spiel gibt es eine intensive Video-Analyse der Gegner und wir bereiten uns gut vor. Ohne Max hätten wir den Aufstieg glaube ich nicht geschafft. Für Klub und Mannschaft war es ein Riesen-Glück, dass Max Trainer geworden ist – er ist der perfekte Mann dafür.
Jetzt ist die Saison ja doch abrupt zu Ende gegangen, wie gestaltet sich die Sommerpause bis zum Re-Start im September?
Nach dem Saisonende hast Du ein paar Wochen Pause und kannst dich ein bisschen ausruhen. Die meisten bereiten sich ab rund zwölf Wochen vor der neuen Saison schon wieder intensiv auf die nächste Spielzeit vor. Wie das genau aussieht, können sich die Spieler oft selbst aussuchen: Gehst du regelmäßig in den Kraftraum oder magst du zum Beispiel Fahrradfahren lieber? Oder Laufen, oder Schwimmen. Es gibt dann ab und zu Fitness-Tests. Wir können auch Trainingspläne von den Trainern bekommen, wenn wir wollen – das ist aber keine Pflicht.
Treiben Sie in Ihrer Freizeit andere Sportarten oder haben sie spezielle Hobbys?
Ich habe ja zwei Töchter, eine eineinhalb und eine drei Jahre alt. Wenn ich zuhause bin, verbringe ich fast 100 Prozent der Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern in unserrem Haus in Keilberg. Aber wenn ich doch einmal dazu komme, mag ich 3-D-Modellierung am Computer oder Animation sehr gerne.
Herr Keresztury, danke für die Einblicke und eine gute Vorbereitung auf die zweite DEL 2-Saison!
Ein Moment für die Regensburger Eishockey-Historie: Erik Keresztury erzielt das 1:0 im 1. DEL 2-Spiel der Eisbären
Nach dem knappen 2:3 gegen den EV Landshut und damit dem Ausshceiden aus dem Play offs verabschiedete sich das Team in der ausverkauften Donaurarena von den Fans in die Sommerpause