Die stark expandierende AF Security Group aus Neutraubling war bislang wohl eher nur Geschäftspartnern und Insidern bekannt. Nun stellt es seit Ende 2020 mit Prokuristin Christina Fetoshi die stellvertretende Vorsitzende der Aufbaugemeinschaft. Höchste Zeit für ein Gespräch:
Hallo Frau Fetoshi, stellen Sie Ihr Unternehmen doch mit drei Kernsätzen kurz vor: Das ist tatsächlich schwierig, da wir ein gewachsenes Familienunternehmen sind, das vor zehn Jahren als kleine Security-Firma mit vier 450-Euro-Jobbern und 1.000 Euro Kapital ihren Anfang nahm und heute eine Gruppe aus vier GmbHs mit etwa 600 Mitarbeitern ist.
Wie kam diese Entwicklung zustande? Mein Mann Arben und ich haben uns in einer Regensburger Diskothek kennengelernt, er war dort Türsteher, ich jobbte neben meinem Lehramtsstudium als Bedienung. Damals fragten Bekannte aus der Gastroszene, ob er in einem anderen Betrieb als externer Dienstleister die Security übernehmen wolle. So startete seine freiberufliche Karriere. Arben war zu dieser Zeit bereits zehn Jahre bei HP Pelzer in Neutraubling tätig, und nachdem immer mehr Nachfragen kamen, schwenkte er bald komplett auf das neue Feld um. Ich stieg dann direkt nach meinem Studium ein, und bald überwachten wir im ganzen Großraum Regensburg mit insgesamt rund 200 Mitarbeitern einen Großteil der Events und viele Clubs und Diskotheken.
Dann kam 2015 die Flüchtlingswelle? Ja, damals ist wegen der vielen Notunterkünfte die Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor natürlich explodiert. Viele renommierte Sicherheits-Firmen wollten sich diesen heiklen Job wohl nicht antun, so konnten wir 2016 viele Einrichtungen übernehmen. Beispielsweise bewachen wir das große Ankerzentrum in der ehemaligen Bajuwaren-Kaserne. Und weil wir überall immer als zuverlässiger Partner punkten konnten, kamen einerseits peu a peu weitere Anfragen, andererseits sind wir dadurch in das Themenfeld der öffentlichen Vergaben hineingewachsen.
Wofür sind Sie bei der AF Group zuständig? Am Anfang war es vor allem die Personalsuche und -auswahl, dazu die Buchhaltung und Organisatorisches wie Lohnauszahlung oder Personaleinteilung. Die letzten fünf Jahre bin ich nun fast ausschließlich im Management tätig, meine früheren Aufgaben haben unsere Bereichsleiter und Fachleute übernommen. Ich kümmere mich vorrangig um Angebotserstellungen mitsamt Abgaben bei öffentlichen Stellen.
Mittlerweile dominiert bei Ihren Kunden der Öffentliche Sektor? Ja. Wir übernahmen 2017 den Wach- und Schließdienst an der Universität Regensburg, später folgte das Museum der Bayerischen Geschichte. Seit 2019 haben wir eine Niederlassung in München, zuletzt konnten wir sogar das Bayerische Finanzministerium als Kunden gewinnen. Für derzeit 36 Großobjekte bin ich Ansprechpartnerin für alle generellen Belange.
Wie hat sich das Pandemiegeschehen auf den Bereich Security ausgewirkt? Unsere Firma war weitgehend nicht betroffen. Die Bewachung von öffentlichen Einrichtungen blieb bestehen und hat hinsichtlich Einlasskontrollen sogar eher zugenommen. Der Bereich Gastro und Events macht bei uns heute etwa ein Prozent aus, wir übernehmen hier nur noch Aufträge von Stammkunden.
Sie forcieren außerdem seit einiger Zeit auch Sicherheitstechnik?
Das hat sich auch Zug um Zug ergeben. Viele Firmen fragten uns welche technischen Überwachungsmöglichkeiten es gibt, wenn niemand persönlich vor Ort ist. Da muss man sich dann zwangsläufig mit Stromversorgung und Datenübertragung auseinandersetzen. Wir haben uns dieses Wissen angeeignet, immer mehr Fachleute aus diesem Bereich angestellt, und können heute die komplette Elektroinstallation auch für Häuser von Privatkunden fachmännisch durchführen. Dieses Jahr bauen wir eine neue Halle für die Lagerung von Equipment.
Seit wann ist die AF Security Group Mitglied der Aufbaugemeinschaft, und wie hat sich nun Ihr stärkeres Engagement dort ergeben?
Meine Schwägerin ist seit 26 Jahren bei einem aktiven Aufbaumitglied angestellt, und wir sind dann 2017 auf Empfehlung beigetreten. Aber wir waren gerade wieder Eltern geworden und mit 16-Stunden-Tagen so stark eingespannt, dass ich tatsächlich erstmals im August 2020 an einem Netzwerktreffen teilnahm. Dort kam zur Sprache, dass für viele kleinere Mitgliedsunternehmen der öffentliche Vergabeprozess eine große Hürde darstellt, ich habe anschließend mein Wissen dazu mehrfach weitergeben können. Die Vorstände Tobias Koch und Karl Michael-Brückl hat mein Engagement wohl beeindruckt und so schlugen sie vor, mich um den vakanten Vostandsposten bei der Wahl im vorigen November zu bewerben.
Was wollen Sie in das Unternehmernetzwerk vor allem einbringen?
Einerseits ist ein lokales Netzwerk bei unternehmerischen Fragen immer hilfreich und sollte daher gepflegt werden. Zudem gilt es den Gedanken zu verstärken, Ortsgrenzen zu überwinden – die Kooperation mit dem BDS Regensburg und die Öffnung für auswärtige Firmen waren erste Schritte. Jetzt gilt es offen für neue Impulse und Ideen zu sein.
Gibt es eine klassische Aufgabenteilung mit den anderen Vorständen?
Nein, mir gefällt diese paritätische Offenheit. Wir treffen uns einmal monatlich zum Jour fixe, besprechen alle aktuellen Themen und legen fest, wer was umsetzen kann und mag.
Wo ist Ihre Familie in Neutraubling vereinstechnisch noch präsent beziehungsweise aktiv? Tatsächlich lebt Arben bereits seit 1992 in Neutraubling, hat hier seinen Realschulabschluss gemacht und ist stark verwurzelt. Ich selbst stamme aus dem Regensburger Westen, bin zwar in Neutraubling nun familiär und beruflich sesshaft, außer im Elternbeirat des Kindergartens erfolgt mein ehrenamtliches Engagement aber eher überregional. So sitze ich im Prüfungsausschuss für Überwachungsgewerbe und Kaufmännisches Büromanagement der IHK Regensburg sowie im nationalen Fachausschuss Recht der Bewachungswirtschaft. Dort treffe ich als einzige Frau mehrmals im Jahr in Berlin oder Frankfurt die Größen der Branche.
Sie unterrichten an der Universität Regensburg in Sachen Sport?
Ja, das rührt noch aus meiner Studienzeit und ist für mich mehr ein Ausgleich, da ich Freude am Lehren habe. Während der Semester vermittle ich einen Tag pro Woche am Institut für Sportwissenschaft technische Grundlagen für Ballspiele und Leichtathletik.
Pflegen Sie besondere Steckenpferde außerhalb des Beruflichen?
Mit den genannten Aktivitäten bin ich stark ausgelastet und es fehlt schlicht die Zeit für andere Hobbys. Da im Unternehmen unsere Familie selbst sieben Mitarbeiter stellt, haben wir uns einen Zweitwohnsitz nördlich von Venedig eingerichtet, in einem Dorf wo jeder jeden kennt. Das ist unser Rückzugsort vom stressigen Alltag, wo es uns, den Großeltern und auch unseren beiden kleinen Töchtern gleichermaßen sehr gut gefällt.
Frau Fetoshi, vielen Dank für die Einblicke, wir wünschen weiterhin ein gutes Händchen bei der Unternehmensentwicklung und Freude bei den Aufbau-Aktivitäten!