Risin` High! Kaum eine deutsche Band betitelte ihren Erfolg im eigenen Mega-Hit treffender, kaum eine kann im Metier des Crossover-Rock ähnliche Chartplatzierungen vorweisen. Nach 12 Jahren Tourpause feierten die H-Blockx in einer grandiosen Festivalsaison 2022 mit fulminanten Liveshows ihr 30jähriges Bühnenjubiläum. Jetzt rocken Sie am 11. August die Eventhall in Obertraubling. NN sprach mit Frontmann Henning Wehland, der in der Musikbranche auf vielen Hochzeiten tanzt:
Hallo Henning, euer Debütalbum „Time to Move“ feierte Mitte der 1990er große Erfolge mit 62 Chartwochen, dazu kamen Auszeichnungen wie der MTV Europe Music Award, Viva Comet und diverse Goldene Schallplatten. Was ist ihre wichtigste Trophäe?
Hallo, ehrlich gesagt sind Trophäen auch nichts weiter als Erinnerungen an einen – im besten Falle – besonderen Moment. Wir haben viele Höhen und Tiefen erlebt und nach über drei Jahrzehnten ist das größte Geschenk, dass wir am 11. August auch in Obertraubling auftreten können.
Dem deutschen Album des Jahres 1994 folgten diverse US-Tourneen mit namhaften Künstlern wie Eminem, Ice-T, Blink-182 oder Biohazard. Gibt es eine nette Anekdote, und wie war das mit den Ami-Stars?
Eine witzige Geschichte war, dass wir 1995 bei den MTV European Music Awards live auftreten sollten. Wir hatten im Vorfeld erfahren, dass Bon Jovi in der ersten Reihe sitzen würde und haben uns fest vorgenommen mit Mineralwasserflaschen diese im wahrsten Sinne des Wortes „nass zu machen“. Jon Bon Jovi fand die Aktion und unseren Auftritt wohl so beeindruckend, dass wir 1996 zur Keep the Faith Tour durch ganz Europa eingeladen wurden. Als es darum ging, das Finanzielle zu klären, gingen wir davon aus, dass wir uns dieses Erlebnis erkaufen müssten, was damals nicht unüblich war. Nach zähen Verhandlungen meinte unser Management, dass er erst noch mit Band und Plattenfirma sprechen müsse, worauf der Manager von Bon Jovi nur meinte, dass er den Betrag verdoppeln würde, dies aber sein letztes Angebot sei. Erst da wurde uns klar, dass wir Geld bekommen würden und nicht zahlen müssten. Wir hatten bis zu dem Zeitpunkt noch nie eine hohe Gage bekommen.
Wie war es, als die H-Blockx nach 12 Jahren Tour-Pause 2019 wieder auftraten?
Zum 25. Jubiläum unseres Debütalbums kamen wir für ein Konzert in Münster wieder zusammen. 10.000 Zuschauer haben uns den Eindruck gegeben, dass die Geschichte noch
nicht auserzählt ist.
Kennst Du Regensburg oder sogar den Auftrittsort – die Eventhall in Obertraubling?
Regensburg kenne ich, die Eventhall leider noch nicht.
Was hat Dichzum Tribut-Projekt Erben der Scherben
inspiriert?
Die Möglichkeit mit den Mitgliedern von Ton Steine Scherben auftreten zu können ist nichts, worüber ich zweimal nachdenken musste. Außerdem war das ja auch gekoppelt an ein Medley mit Nina Hagen und Ben Becker, die ich beide sehr verehre.
Während der H-Blockx-Auszeit bildetes Du 2013 mit Tim Bendzko und Lena Meyer-Landrut die Jury bei der Casting-Show The Voice Kids, wie darf man sich dort das Verhältnis der Jurypartner hinter den Kulissen vorstellen?
In der Öffentlichkeit war die Akzeptanz für eine Castingshow mit Kindern nicht wirklich groß. Aber wir wußten, dass wenn wir als Team agieren und den Kindern ein Erlebnis vermitteln, die Show ein Erfolg werden kann. Wir haben einen – wie ich finde – sehr guten Job gemacht und wir verstehen uns als Kollegen immer noch gut.
Damals gewann Dein Schützling Michèle, ein Jahr darauf ein weiterer Sieg mit Kandidat Danyiom, 2015 folgte noch ein Engagement bei Superkids. Gibt es noch Kontakt zu den jungen Nachwuchskünstlern, und warum war dann Schluss mit Castingshows?
Ich habe mit vielen Kids aus den Shows noch Kontakt, besonders zu Danyiom und Michele. Außerdem habe ich noch ein Format gehostet, das „kleine Fans große Stars“ hieß, was auch sehr erfolgreich war. Aber ich bin in erster Linie selber Musiker und so ein TV Engagement nimmt doch sehr viel Zeit in Anspruch, die in erster Linie nichts mit meinem Begriff von Musikmachen zu tun hat.
Du kennst viele weitere prominente Musiker. 2017 erschien ein deutschsprachiges Solo-Album, auf dem Sarah Connor, LaBrassBanda und auch Xavier Naidoo als Gastmusiker mitwirkten. Wie erlebst Du die politischen Diskussionen über den Mitgründer der Söhne Mannheims, bei denen Du ja auch ab 2007 länger Teil der Band warst?
Ich glaube es ist nachvollziehbar, dass wir dieses Thema nicht befriedigend in so kurzer Zeit behandeln können. Aber so viel kann ich sagen: Es gab gute Gründe, warum ich die Band verlassen habe. Es ist auch kein Geheimnis, dass ich mit den kontroversen Ansichten nicht konform gehe.
Bei Musik der härteren Gangart könnte man die H-Blockx beim Standing wohl irgendwo zwischen Guano Apes, Scorpions, Revolverheld und Rammstein ansiedeln. Wobei wir dann bei einem weiteren leidigen Thema wären…
Ich finde, dass die – wie Du sagst – leidigen Themen Ausdruck sehr großer Probleme in unserer Gesellschaft sind. Diese sollte man zur Diskussion stellen und den Dialog suchen. Ich habe das Gefühl, dass wir in Schlagzeilen hoffen Erklärungen zu finden für Themen, denen man sich etwas intensiver und mit einer gewissen Streitkultur nähern sollte, um dafür zu sorgen, dass wir als Gesellschaft wachsen und Integration, Inklusion, Mitgefühl, Demokratie, Antifaschismus, Aussöhnung und Vergebung ein Bedürfnis und kein Befehl wird.
Apropos Politik: Du lebst ja seit fast 20 Jahren in Berlin, hast aber lange Ambitionen anklingen lassen, bei einer Rückkehr in Deine Heimatstadt Münster Oberbürgermeister werden zu wollen. Wie war 2019 das einwöchige Praktikum beim damaligen OB Markus Lewe, und gibt es hier noch Pläne?
Ein Grundproblem der Politik ist, dass die meisten Politikerinnen die falschen Beweggründe haben, um sich zu engagieren. Macht und Geld sind sehr verführerisch, da braucht es sehr stabile Persönlichkeiten, die das Talent und den Willen haben diesen Versuchungen zu widerstehen und tatsächlich nach bestem Wissen und Gewissen für die Öffentlichkeit zu entscheiden und nicht für irgendeine Lobby oder den eigenen Karrieregedanken. Mir ist bewußt geworden durch die Einblicke, die mir die Stadtverwaltung Münster und vor allem auch OB Lewe gewährt haben, dass ich ganz gut reden und repräsentieren kann, aber die Leidenschaft die nötig ist, dieses Amt auszufüllen hat mich noch nicht nachhaltig gepackt.
Zurück zum Auftritt in Obertraubling: Was treibt die H-Blockx nach dem Jubiläumsjahr weiter an, dem Publikum eine hoch energetische Show zu bieten?
Wir glauben daran, dass wir mit unserem Publikum noch viele Momente schaffen können, an die ich mich bei unserem nächsten Gespräch mit Freude erinnern kann.
Danke Henning für das interessante Gespräch und wir wünschen Deiner Band ein tolles Konzert bei uns!